Wo geht’s lang?

Zweite rechts, nächste links, am Kreisverkehr die dritte Ausfahrt nehmen und dann dem Straßenverlauf folgen……

Und wie funktioniert so ein Navi fürs Leben?

Woher wissen wir, welche Richtung wir nehmen müssen? Welche Wahl zu treffen ist, im Großen wie im Kleinen…?

Täglich müssen wir aus der überdimensionalen Fülle wählen. Angefangen bei der Wahl der Klamotte am Morgen über die Entscheidung welchen Mittgasimbiss einnehmen – asiatisch, deftig, Nordsee oder doch lieber der Buttermilchshake vom Lidl, äh nee, der vom Bioladen natürlich.. – bishin zur Auswahl, wo sich am Abend treffen – im Pub, der Kneipe, dem veganen Restaurant oder doch lieber zu Hause bleiben und ein paar Atemübungen machen?

Schon längst ist bei vielen von uns die Begeisterung der Wahlfreiheit einer enormen Überforderung gewichen.

Und wenn es dann auch noch um die Berufswahl, die Lebenshaltung oder das Beziehungsmodell geht – sind das Entscheidungen, die unser Leben prägen werden und nicht so leicht rückgängig gemacht werden können.

Und daher – bloß keinen Fehler machen und gut drüber nachdenken!

Nur kann das Nachdenken auch schon mal so lange dauern, dass darüber die Entscheidung gar nicht erst getroffen wird. Überhaupt denken wir lieber nach anstatt zu handeln, denn wer handelt und ausprobiert, macht auch Fehler.

Nun haben wir in unserer langen Schulzeit aber gelernt, dass Fehler machen bestraft wurde – vielleicht nicht mehr mit dem Stock, so doch aber mit dem Rotstift. Und auch der verfehlte seine Wirkung bei den meisten nicht – Schuld und Scham stellten sich ein. Strichlein für Strichlein..

Wie viel Rotstift verwenden wir heute selbst für unser Leben, so wie es vor uns liegt..? Und haben wir sogar schon begonnen, die Fehler unserer Kinder anzustreichen mit dem Hinweis, es das nächste Mal doch „richtig“ zu machen?

Ich will hier nicht diskutieren, WAS richtig und falsch ist, sondern WIE wir das, was wir als falsch erkannt haben, betrachten mögen.

Wie schauen wir auf unsere Fehler (und auf die unserer Kinder)?

Dürfen sie sein? Erkennen wir ihre Botschaft für unser Leben?

Ihren Hinweis und ihre Empfehlung für unseren Weg?

Wenn ja, verspüren wir sicher mehr Lebensfreude in unserem Alltag und weniger Angst davor, falsche Entscheidungen zu treffen als diejenigen von uns mit dem Rotstift in der Hand.

Nun hat uns vielleicht niemand je gesagt, dass Fehler machen zum Leben dazugehört? Niemand uns je Fehlerfreundlichkeit gelehrt?

Uns vorgemacht wie es geht, aus ihnen wirklich etwas zu lernen?

Fehlermachen ist kein Grund für Scham und Resignation (selbst wenn der Fehler an sich übel sein kann), sondern es birgt die Chance zu lernen in sich: Hat A nicht funktioniert oder nur Leid mit sich gebracht, versuchen wir es mit B. Und sind wir A dankbar dafür, B zu versuchen.

Mit diesem Blick werden wir gütiger, wertschätzender uns selbst gegenüber. Wir werden beweglicher und werden mehr erleben und erfahren können, denn wir erstarren nicht vor der Angst, Fehler zu machen.

Die Technik unseres persönlichen Navis ist nicht perfekt. Wir nehmen falsche Abzweigungen und werden dann Schritt für Schritt „zu uns zurück“ finden müssen. So lernen wir uns und das Leben kennen.